Ge­samt­ver­kehrs­kon­zept: Feh­len­de Vi­sio­nen

Die Mitte Nidwalden nimmt kritisch Stellung zum Gesamtverkehrskonzept. Während sie die Gesamtschau sowie den Einbezug der Bevölkerung begrüsst, nimmt das Konzept für die Partei zuweilen falsche Priorisierungen vor und es fehlen ihr wegweisende Visionen wie ein Tiefbahnhof Stans. 

Das Gesamtverkehrskonzept (GVK) Kanton Nidwalden zeigt auf, wie sich die Mobilitätspolitik bis ins Jahr 2040 entwickeln soll. Diese Gesamtschau begrüsst Die Mitte Nidwalden sehr. Auch erachtet es die Partei als sehr positiv, dass sich die gesamte Bevölkerung zum vorgelegten Konzept äussern kann. Inhaltlich ortet Die Mitte Nidwalden jedoch Verbesserungspotenzial. Insbesondere werden die Massnahmen im GVK teilweise nur in groben Zügen dargestellt, deren Umsetzung dürften in der Realität zuweilen jedoch schwierig bis fraglich sein, weil beispielsweise der entsprechende Platz fehlt. Es benötigt konkretere und detailliertere Abklärungen. «Nidwalden geht es wirtschaftlich gut und der Kanton wächst», hält Parteipräsident Mario Röthlisberger fest. «Doch damit unser Kanton lebenswert bleibt, muss auch die Infrastruktur mit der Entwicklung Schritt halten. Daher gilt es auch langfristige Visionen anzugehen und diese vermissen wir im Gesamtverkehrskonzept.» 

Die Analyse fällt zu mager aus

Die Analyse erscheint der Mitte Nidwalden unzulänglich. Während die Massnahmen ca. die Hälfte des Konzepts ausmachen, wurde für die Analyse lediglich 10 Prozent aufgewendet. Es ist aber entscheidend, dass man in einem ersten Schritt die Problemstellen des Verkehrs kennt, sie versteht und gleichzeitig den Raumbedarf definiert. Erst dann können Lösungen und Massnahmen nachhaltig diskutiert werden. 

Vermeidungsstrategie hat Grenzen

Das GVK verfolgt die sogenannte 4V-Strategie (Vermeiden/Verlagern/Verträglich gestalten/ Vernetzen). Diese Strategie unterstützt Die Mitte Nidwalden im Grundsatz. Allerdings sind insbesondere der Vermeidungsstrategie auch Grenzen gesetzt. Der Staat hat zu Recht nur beschränkten Einfluss auf das Verhalten des Individuums und auf die Unter-nehmungen. Stimmt für eine Unternehmung die Verkehrserschliessung nicht mehr, dann kann sie den Standort Nidwalden verlassen. 

Erstellungspflicht für Autoabstellplätze soll bleiben

Eine Massnahme sieht vor, die Erstellungspflicht für Autoabstellplätze bei Liegenschaften zu lockern. Diese Massnahme erachtet Die Mitte Nidwalden als riskant. Es besteht die Gefahr, dass der Suchverkehr ansteigt und der öffentliche Raum dadurch zusätzlich benutzt wird. Eine solche Massnahme könnte erst dann ins Auge gefasst werden, wenn sichtbar ist, dass die Parklätze nicht mehr gebraucht werden, weil die Attraktivität des ÖV und Langsamverkehrs stark verbessert worden ist. 

Tiefbahnhof Stans ist weiterzuverfolgen

Unverständlich ist für Die Mitte Nidwalden allerdings, weshalb die Tieferlegung der Zentralbahn in Stans nicht weiterverfolgt werden soll. «Die verkehrstechnisch anstehenden Herausforderung rund um den Bahnhof Stans sind immens», gibt Mario Röthlisberger zu bedenken. Die Fahrplandichte der Züge und Busse wolle man zu Recht erhöhen. Als Folge seien aber die Barrieren im Dorfzentrum noch öfters geschlossen. Ferner würden die Postautos immer länger und breiter und bräuchten demnach mehr Platz zum Wenden. Der  vorhandene Raum beim Bahnhof Stans ist aber stark beschränkt. So resümiert Mario Röthlisberger: «Soll das Dorfzentrum Stans als Drehscheibe beibehalten werden, dann wird sich die Politik unweigerlich mit der Vision eines Tiefbahnhofs beschäftigen müssen.» Man macht zwar den motorisierten Individualverkehr in Stans unattraktiv, behindert aber gleichzeitig die Busse, was den gewünschten Verlagerungseffekt auf den ÖV reduziert. Es könnten sogar unerwünschte Nebeneffekte eintreten: «Provozieren wir noch mehr Staus und noch längere Wartezeiten, laufen wir Gefahr, dass Nidwalden an Standortvorteilen einbüsst und sich Unternehmen nach neuen Standorten umsehen. Dann haben wir unserer Volkswirtschaft einen Bärendienst erwiesen.»
Alternativ könnte auch eine neue Drehscheibe beim Areal Kreuzstrasse ins Auge gefasst werden, wobei eine solche Variante nicht unbedingt kostengünstiger ausfallen wird als eine Tieferlegung der Bahn in Stans. Aber immerhin erscheinen entsprechende Abklärungen angezeigt.

Priorisierung der ÖV-Massnahmen zuweilen fraglich

Zudem ist Die Mitte Nidwalden überzeugt: Will man die Taktverdichtung weiter vorantreiben, dann muss zudem das Projekt «Tunnel kurz» in Hergiswil mit einer Doppelspur möglichst rasch umgesetzt werden. Demgegenüber befremdet es, dass eine Normalspur nach Engelberg eingeführt werden soll. Auch dieses Vorhaben ist mit enormem finanziellem Aufwand verbunden. «Hier erscheint uns die Priorisierung falsch», so Mario Röthlisberger. «Ein Tiefbahnhof Stans und ein Tunnel kurz in Hergiswil geniessen für uns die höhere Priorität, weil die Bevölkerung und Wirtschaft in Nidwalden von diesen Massnahmen mehr profitieren als von ein paar teuer erkauften Direktzügen von Zürich nach Engelberg.» 

Bahn-Erschliessung der Seegemeinden

Für die Realisierung einer neuen Bahninfrastruktur in die Seegemeinden, wie in einem im Landrat eingereichten Postulat gefordert, bietet eine Tieferlegung des Bahnhofs Stans eine grosse Chance. Dabei könnte die Linie vom Bahnhof Stans Richtung Oberdorf via Kaserne, Kreuzstrasse, Pilatus, Ennetbürgen nach Buochs führen. Mit einer solchen Linie würde man die Kreuzstrasse, die Pilatus Flugzeugwerke wie unter Umständen auch das zukünftige Industriegebiet Faden bedienen. Neu ist die Idee einer Bahnlinie nach Buochs/Beckenried übrigens nicht; der Vorschlag wurde bereits im Jahr 2001 aus CVP-Kreisen eingebracht.

 Entlastungsstrasse Stans West dringend notwendig

Weitere zentrale Massnahmen für die Entlastung des Dorfzentrums Stans sind für Die Mitte Nidwalden die Realisierung der Entlastungsstrasse Stans West sowie der Ausbau des Kreisels Kreuzstrasse. Auch die Velowege sollen weiter ausgebaut und attraktiv gestaltet werden. 

Für Rückfragen:

Mario Röthlisberger, Parteipräsident
+41 79 692 29 00

Landrat Andreas Gander-Brem, Vizepräsident
+41 79 815 21 88